Rückblick: Fest der intuitiven Musik in der Akademie






Fotos: Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste / Bettina Engel-Albustin 2025
Schon der Beginn des Festes war besonders. Während bei Musikveranstaltungen für gewöhnlich das Publikum im Konzertsaal Platz nimmt und gespannt vor der leeren Bühne auf den Auftritt der Musikerinnen und Musiker wartet, waren die Rollen beim Fest der intuitiven Musik vertauscht. Ohne Ankündigung kamen die 25 Musikerinnen und Musiker im Gartenfoyer der Akademie zusammen und fingen, obwohl sich hier zu diesem Zeitpunkt nur wenige Besucherinnen und Besucher aufhielten, an zu spielen. Die rund 250 Gäste, die noch dabei waren, sich in dem großen Gebäude zu orientieren, den richtigen Konzertsaal zu finden oder ihre Jacke an der Garderobe abzugeben, hörten die Musik und ließen sich von ihr ins Gartenfoyer leiten.
Erst nach diesem ungewöhnlichen Auftakt folgte die offizielle Begrüßung der Gäste durch Akademie-Präsident Prof. Dr. med. Dr. h.c. Dr. h.c. Gerd Heusch, der darauf hinwies, dass die Klasse der Künste ein absolutes Alleinstellungsmerkmal der Nordrhein-Westfälischen Akademie ist. Keine andere deutsche Wissenschaftsakademie verfügt über eine eigene Klasse für die Künstlerinnen und Künstler ihres Bundeslandes.
Bei der intuitiven Musik gibt es nur eine Regel: „Es wird nichts verabredet.“
Auch der künstlerische Leiter des Festes Markus Stockhausen ist seit 2023 Mitglied dieser Klasse. Der Trompeter und Komponist, der die intuitive Musik zu seinem Lebensprojekt gemacht hat, kuratierte die Veranstaltung nicht nur, er stand auch selbst immer wieder auf der Bühne, so etwa gleich zu Beginn des Festes gemeinsam mit dem Pianisten Florian Weber. Die Klänge der beiden Musiker wirkten so harmonisch, so perfekt aufeinander abgestimmt, dass es dem Laien im Publikum schwerfiel sich vorzustellen, dass diese Musik ohne Komposition und ohne Proben, einfach im Hier und Jetzt entsteht.
Doch genau so war, wie Markus Stockhausen später im Gespräch mit Prof. Dr. Matthias Brzoska aus der Klasse für Geisteswissenschaften betonte. Denn bei der intuitiven Musik gibt es laut dem künstlerischen Leiter des Festes nur eine einzige Regel: „Es wird nichts verabredet.“ Der Musikwissenschaftler Prof. Dr. Matthias Brzoska sprach mit dem Musiker über das Wesen und die Bedeutung der intuitiven Musik. Markus Stockhausen verriet dem Publikum wie er zur intuitiven Musik, die er als die zeitgenössischste Form der Musik überhaupt bezeichnete, gekommen ist. Den Begriff prägte sein Vater Karlheinz Stockhausen 1968 und dieser war es auch, der den damals erst 18-jährigen Trompeter 1975 fragte, ob er bei einer Aufnahme in den Londoner Abbey Studios mitmachen wolle. Die Begeisterung war entfacht, doch Markus Stockhausen wünschte sich eine noch freiere Form der Musik. Hatte sich sein Vater noch selbst als Komponist der intuitiven Musik gesehen, werden bei seinem Sohn die Musikerinnen und Musiker in dem Moment, in dem sie auf der Bühne stehen, selbst zu Komponisten, die mit viel Empathie und Gefühl aufeinander reagieren müssen, damit ein gemeinsames Spiel entsteht.
Außergewöhnliche Soundcollage und großes gemeinsames Finale
Neben Markus Stockhausen und Florian Weber spielten, sangen und tanzten beim Fest der intuitiven Musik noch 23 weitere Künstlerinnen und Künstler. Es gab sechs verschiedene Konzerte. Mal stand ein großes Ensemble auf der Bühne, mal kleine Formationen. Erfahrene Künstlerinnen und Künstler wie Annette Maye, Christian Thomé, Christopher Dell oder Simon Stockhausen und weitere hochkarätige Vertreterinnen und Vertreter ihres Fachs waren dabei, aber auch der musikalische Nachwuchs mit der jungen Gruppe „Unkissed“ aus Belgien. Und immer wieder fanden sich zu einzelnen Programmpunkten alle 25 Musikerinnen und Musiker zusammen, so etwa bei einer außergewöhnlichen Soundcollage, bei der das gesamte Akademiegebäude mit intuitiver Musik bespielt wurde oder beim großen gemeinsamen Finale zum Abschluss der Veranstaltung.
Vor dem Fest hatte Markus Stockhausen erklärt, dass er noch kein Konzert mit intuitiver Musik erlebt habe, bei dem die Leute am Ende nicht fasziniert und begeistert waren von dieser neuen Art des Musizierens. Wer den gut 250 Gästen am Samstag in die Gesichter blickte oder dem Jubel im Konzertsaal lauschte, der wusste, dass das den Musikerinnen und Musikern auch bei diesem Hörerlebnis gelungen war.