Wenn Produktmärkte zu kollektiven Fallen werden: Der Fall von Social Media

Prof. Dr. Christopher Roth, Universität zu Köln

Individuen könnten einen negativen Nutzen daraus ziehen, ein populäres Produkt nicht zu konsumieren. Bei solchen Externalitäten für Nicht-Nutzer versagen standardmäßige Konsumentenüberschuss-Maße, die den aggregierten Konsum als gegeben betrachten, darin, die Konsumentenwohlfahrt angemessen zu erfassen. Wir schlagen einen Ansatz vor, um diese Externalitäten zu berücksichtigen, und wenden ihn an, um das Konsumenten- wohl bei zwei Social-Media-Plattformen zu schätzen: TikTok und Instagram. Anreizbasierte Experimente mit Studierenden zeigen eine positive Konsumentenwohlfahrt basierend auf der Standardmessung, jedoch eine negative Konsumentenwohlfahrt, wenn diese Externalitäten für Nicht-Nutzer berücksichtigt werden. Unsere Ergebnisse verdeutlichen die Existenz von Produktmarktfallen, bei denen aktive Nutzer einer Plattform es vorziehen würden, dass diese nicht existiert.

Prof. Dr. Christopher Roth ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität zu Köln und erforscht die Erwartungsbildung von Haushalten und Unternehmen. Er promovierte an der Universität Oxford und arbeitete nach seiner Promotion als Postdoktorand am Institute of Behavior and Inequality in Bonn sowie als Assistenzprofessor an der University of Warwick. In seiner Forschung untersucht er, wie ökonomische und politische Überzeugungen entstehen und durch externe Einflüsse verändert werden.

Ein zentrales Thema seiner Arbeit ist die Frage, wie Narrative und Geschichten die Erwartungen und Entscheidungen von Individuen und Unternehmen prägen. Diese Forschung ist besonders relevant, um zu verstehen, wie kollektive Überzeugungen und gesellschaftliche Stimmungen wirtschaftliche Zyklen beeinflussen können. Kürzlich wurde seine Arbeit in diesem Bereich mit einem ERC Starting Grant ausgezeichnet, der es ihm ermöglicht, dieses Thema vertieft zu untersuchen. Mit dieser Förderung möchte er neue Einblicke gewinnen, wie ökonomische Narrative entstehen, sich verbreiten und wirtschaftliche Entscheidungen in verschiedenen Kontexten beeinflussen. Die Ergebnisse dieser Forschung sind nicht nur theoretisch bedeutend, sondern auch praktisch relevant, um Phänomene wie die Kommunikation von Zentralbanken oder politische Rhetorik besser zu verstehen.