Transparenz als Hebel für gesellschaftlichen Fortschritt
Prof. Dr. Maximilian A. Müller, Universität zu Köln
Transparenz gilt als zentrales Instrument zur Regulierung von Märkten und zur Steuerung gesellschaftlicher Prozesse. So gehen immer mehr Länder dazu über, Transparenz- pflichten im Bereich der Nachhaltigkeit zu schaffen. Doch inwiefern kann Transparenz tatsächlich zur Verbesserung der Welt beitragen? Der Vortrag untersucht die historische Entwicklung und die Wirksamkeit von Transparenz als regulatorisches Instrument, ins- besondere im Kontext von Marktversagen und externen Effekten.
Anhand empirischer Studien wird gezeigt, wie Offenlegungspflichten – etwa im Umweltbereich – das Verhalten von Unternehmen beeinflussen können. Transparenz schafft öffentliche Rechenschaftspflicht und kann durch Peer-Benchmarking Anreize zur Verbesserung setzen. Allerdings sind die Effekte nicht immer eindeutig: Stakeholder- Reaktionen sind schwer prognostizierbar, Kapitalmärkte reagieren oft träge, und übermäßige Berichtspflichten können regulatorische Ermüdung auslösen.
Der Vortrag diskutiert die Bedingungen, unter denen Transparenz wirksam ist, und beleuchtet ihre Grenzen. Dabei wird argumentiert, dass Offenlegungspolitik gezielt ein- gesetzt werden sollte – als Teil eines regulatorischen Instrumentariums, das Transparenz mit direkter Regulierung und Marktmechanismen kombiniert. So kann Transparenz nicht nur Informationslücken schließen, sondern auch Anreize für nachhaltige Entscheidungen schaffen.
Prof. Dr. Maximilian André Müller ist Professor für Financial Accounting an der Universität zu Köln und Principal Investigator im Forschungsprojekt zu Nachhaltigkeitsberichterstattung des Sonderforschungsbereichs TRR 266 „Accounting for Transparency“. Seine akademische Laufbahn begann mit einem Diplom in Betriebswirtschaftslehre an der Universität Mannheim, gefolgt von einer Promotion an der WHU – Otto Beisheim School of Management mit Aufenthalt an der Universität Tilburg als Marie-Curie-Stipendiat.
Nach Stationen als Assistant und später Full Professor an der WHU sowie als Associate Professor an der ESMT Berlin übernahm er 2022 seine derzeitige Professur in Köln. Er war als DAAD-Stipendiat Gastwissenschaftler an der University of Chicago Booth School of Business und ist Affiliated Faculty am ESMT Institute for Sustainable Transformation.
Seine Forschung konzentriert sich auf Unternehmensberichterstattung, insbesondere
die Regulierung und Transparenz von Finanz- und Nachhaltigkeitsinformationen. Seine Arbeiten wurden in führenden Fachzeitschriften wie The Accounting Review, Contemporary Accounting Research und The Review of Financial Studies veröffentlicht. Zudem ist er Associate Editor von Accounting and Business Research und Mitglied im Editorial Board der European Accounting Review. Seine Forschung wurde mehrfach ausgezeichnet und durch renommierte Förderprogramme unterstützt, darunter die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die Mercator Stiftung.
Er ist Mitglied im Ausschuss Unternehmensrechnung des Vereins für Socialpolitik und
im Arbeitskreis Externe Unternehmensberichterstattung der Schmalenbach-Gesellschaft. Neben seiner akademischen Tätigkeit berät er Unternehmen und Institutionen zu Fragen der Nachhaltigkeitsberichterstattung und ist Mitglied des Sustainability Advisory Councils der DHL Group sowie des Aufsichtsrats des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln.