Monopsonmacht und Produktivität

Prof. Dr. Christian Bayer, Universität Bonn

Der Vortrag befasst sich mit den Auswirkungen von arbeitgeberseitiger Marktmacht auf den Arbeitsmarkt. In der zugrundeliegenden Arbeit (Bachmann et al., 2024) argumentieren wir, dass es die Produktivität einer Volkswirtschaft erheblich beeinträchtigen kann, wenn Arbeitgeber bei der Schaffung von Arbeitsplätzen ihren Einfluss auf das Lohnniveau berücksichtigen. Arbeitgeber mit einer solchen Monopsonmacht werden nicht nur weniger Arbeitnehmer beschäftigen als effizient wäre, sie werden auch kleinere wirtschaftliche Netzwerke aufbauen und weniger Kunden akquirieren. Dies führt zu ineffizienteren Produktionsnetzwerken. Unsere Untersuchung zeigt am Beispiel von
Ost- und Westdeutschland, dass die Effizienzverluste durch Monopsonmacht erheblich sind. In Ostdeutschland führt die Konzentration der gewerkschaftlichen Organisation und der Tarifbindung auf Großbetriebe zu höheren Lohnvorteilen für Unternehmen, die eine Unternehmensstrategie wählen, die es ihnen erlaubt, klein zu bleiben. Im Rahmen eines Modells, das Monopsonmacht, Marktzutritts- und Kundenakquiseentscheidungen verbindet, zeigen wir, dass die höhere Monopsonmacht ostdeutscher Betriebe die Ost-West- Unterschiede in der Betriebsgrößenverteilung – auch bei gleicher technischer Produktivität – sehr gut erklärt. Gleichzeitig argumentieren wir, dass die daraus resultierenden aggregierten Produktivitätsunterschiede etwa 10 Prozentpunkte der um 25 Prozentpunkte niedrigeren ostdeutschen aggregierten Produktivität Ostdeutschlands erklären.

Prof. Dr. Christian Bayer, Jahrgang 1977, studierte von 1996 bis 2000 Volkswirtschafts- lehre an den Universitäten Essen und Bonn. Von im Jahr 2004 wurde er an der Universität Dortmund (heute TU Dortmund) promoviert. Anschließend war er dort Assistent, unterbrochen von Forschungsaufenthalten am EUI in Florenz und an der Yale University. Von 2007 bis 2009 war er Modigliani Fellow an der Universitá Bocconi in Mailand und ist seit dem Wintersemester 2008/09 ordentlicher Professor (W3) an der Universität Bonn. Er ist Fellow des CEPR, des CESifo und des IZA sowie Mitglied des Exzellenzclusters ECONtribute und des Hausdorff Center for Mathematics. Von 2018 bis 2024 war er Sprecher des DFG-Graduiertenkollegs „Makroökonomik der Ungleichheit“. Seit 2021 ist er Mitglied des wissenschaftlichen Beirates des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klima.

Seine wissenschaftlichen Arbeiten konzentrieren sich auf die Bedeutung der Heterogenität von Haushalten und Unternehmen für die Makroökonomie. Diese Arbeiten wurden durch zwei ERC Grants (2012 – 2015 und 2017 – 2023) gefördert und in führenden Fachzeitschriften wie Econometrica und American Economic Review veröffentlicht. Seine Arbeiten sind sowohl methodischer als auch angewandter Natur. So untersuchte er unter anderem, inwieweit Einkommensunsicherheit zum Konjunkturverlauf beiträgt, zeigte, dass die Liquiditätsfunktion von Staatsschulden wichtig ist, um den makroökonomischen wie Finanzmarkteffekt staatlicher Defizite zu verstehen, und entwickelte eine Methode, die es erlaubt, makroökonomische Modelle mit endogener Heterogenität trotz ihrer hohen Dimensionalität Bayesianisch zu schätzen. Für seine Arbeiten zur Makroökonomik heterogener Agenten erhielt er 2022 den Heinrich-Herrmann-Gossen-Preis des Vereins für Socialpolitik.