Der ökologische Fußabdruck von Finanzentscheidungen

Prof. Dr. Hendrik Hakenes, Universität Bonn

Der ökologische Fußabdruck misst die Treibhausgasemissionen von Einzelpersonen oder Ländern. Dabei wird typischerweise der Konsum verschiedener Güter mit den damit verbundenen Emissionen gewichtet, und dann aufaddiert. Finanzentscheidungen werden jedoch nicht berücksichtigt, obwohl das Interesse an nachhaltigen Finanzprodukten groß ist.

Um diesen Widerspruch zu lösen, haben wir ein mikroökonomisches Modell entwickelt, das Finanz- und Produktmärkte integriert. Haushalte können darin ihre Investitionen und Konsumentscheidungen so treffen, dass sie die Auswirkungen auf den Gesamtausstoß antizipieren und somit ihren Fußabdruck berechnen. Der so definierte Fußabdruck beinhaltet Finanzentscheidungen mit einem Gewicht, welches sich empirisch bestimmen lässt. Das Modell und die darauf beruhende Metrik für den Fußabdruck lassen sich um verschiedene Faktoren erweitern, wie Arbeitsmärkte, Rohstoffförderung, korrelierte Risiken, komplementäre Industrien, Lieferketten, usw.

Die Frage ist nun, wie Haushalte ihre Entscheidungen ändern, wenn sie ihren Fußabdruck kennen. Wenn ein Haushalt in der Weltwirtschaft marginal ist und er darüber hinaus keine altruistischen Motive oder einen Warm Glow verspürt, dann ist ihm sein Fußabdruck egal. In allen anderen Fällen berücksichtigt er diesen in seinen Entscheidungen und reduziert Investitionen und Konsum so, dass aggregierte Preiseffekte vermieden werden. Solche Preiseffekte hätten Leakage zur Folge: Ein fallender Produktpreis würde neue Konsumenten anlocken und eine steigende Rendite auf dem Finanzmarkt neue Investoren. Beides wirkt gegen die ursprüngliche Absicht des Haushalts. Konsumverzicht und Desinvestition sind daher komplementär. Das Modell liefert somit eine Begründung für Green Finance, also ökologisch motivierte Finanzentscheidungen. Braune Investitionen sollten im Fußabdruck erfasst werden und Haushalte sollten sowohl braune Investitionen als auch ihren Konsum reduzieren.

Prof. Dr. Hendrik Hakenes studierte Physik an der Universität Münster bis zum Vordiplom, und Mathematik an der Universität Bonn bis zum Diplom im Jahr 1998. Er promovierte 2001 bei Prof. Dr. Andreas Pfingsten (Universität Münster) zum Dr. rer. pol. über das Risikomanagement in Banken. Danach arbeitete er als PostDoc bei Prof. Martin Hellwig, Ph.D., zuerst an der Universität Mannheim (bis 2004) und später am Max Planck Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern in Bonn (bis 2007), unterbrochen durch ein Jahr an der University of Minnesota. Im Jahr 2007 nahm er einen Ruf an die Universität Hannover an und im Jahr 2011 wechselte er an die Universität Bonn. Er ist und war an verschiedenen Forschungseinrichtungen beteiligt, so dem SFB 405, SFB TR 15, SFB Priority Program 1578, SFB TR 224, dem CEPR als Research Fellow, dem CESifo als Research Fellow, dem Reinhard Selten Institut sowie dem Exzellenzcluster ECONtribute. Hendrik Hakenes unterrichtet Mathematik im Bachelor und im Doktorandenprogramm (Bonn Graduate School of Economics), sowie Vorlesungen im Bereich Finanzierung, insbesondere Unternehmensfinanzierung und Finanzintermediation im Bachelor- und Masterprogramm der Universität Bonn. Er engagiert sich für den interdisziplinären Austausch, beispielsweise im Transdisziplinären Forschungsbereich TRA4 “Individuen, Institutionen und Gesellschaften“ und im Center for Advanced Studies in Law and Economics (CASTLE).