Averroes-Edition: Ein Mehr-Generationen-Projekt
Ibn Rušd alias Averroes war ein früher Wegbereiter der europäischen Aufklärung. Im 12. Jahrhundert kommentierte er nahezu alle Schriften von Aristoteles – unter einer Leitfrage, die noch viele Denker der folgenden Jahrhunderte beschäftigen würde: Wie lassen sich Religion und Philosophie in Einklang bringen?
„Averroes war nicht nur ein großer Vermittler zwischen der Kultur der Antike und der seiner Zeitgenossen“, so Andreas Speer, Leiter des Kölner Thomas-Instituts, wo aktuell eine neue Averroes-Edition entsteht. „Ibn Rušds Werke haben in ihren lateinischen und hebräischen Übersetzungen den weiteren philosophischen Diskurs beeinflusst, bis in die Renaissance und darüber hinaus.“ Im Mittelpunkt des aktuellen Akademie-Projekts stehen 18 Werke des Autors zur aristotelischen Naturphilosophie, von denen ein großer Teil noch nicht kritisch editiert ist.
Hundert Jahre Editionsarbeit – und mehr
„Bei Schriften, die eine so lange Rezeptionsgeschichte haben, sind Kollegen auf kritische Editionen angewiesen“, erklärt David Wirmer, neben Andreas zweiter Leiter des Projekts. „Wir finden heraus, wie nah überlieferte Texte am Original sind, und wir bewerten, wie wichtig die jeweilige Fassung für die spätere Rezeption war.“ Das Vorhaben läuft bis 2040. Es ist Teil des internationalen Langzeitprojekts der Union Académique Internationale „Averrois opera“, das 1931 ins Leben gerufen wurde – und noch lange nicht abgeschlossen ist.
Projekt auf einen Blick
Beginn der Förderung | 2016 |
Projektleitung | Prof. Dr. Dr. h.c. Andreas Speer, Prof. Dr. David Wirmer |
Standort | Thomas-Institut / Universität zu Köln |
Website | dare.uni-koeln.de |