Neu in der Akademie: Prof. Dr. Dieter Meschede (Klasse für Naturwissenschaften und Medizin)
Physik kann faszinieren, aber sie bleibt vielen Menschen auch komplett verschlossen. Wenn Leute vom Fach die Welt erklären, heißt das oft: Whiteboards füllen sich mit kryptischen Formeln. Geht es dann noch um Quanten, sind Nicht-Insider ganz schnell abgehängt.
Schon Erwin Schrödinger wusste: Für Aha-Erlebnisse auf diesem Gebiet braucht man anschauliche Beispiele. Sein Gedankenexperiment mit der Katze, die zwischen Leben und Tod schwebt, wurde berühmter als jede andere seiner Abhandlungen.
Trotz solcher Versuche irritiert die Quantentheorie die meisten Menschen bis heute. „Dem Thema hängt immer noch der Ruch eines Mysteriums an“, sagt Prof. Dr. Dieter Meschede. „Dabei ist die Quantenmechanik die experimentell am besten getestete Theorie der Physik. Und sie berührt in vielen technischen Lösungen unser Leben, zum Beispiel in hochleistungsfähigen Computern“, erklärt der Physiker.
Als Senior-Professor für Quantentechnologie an der Universität Bonn will Dieter Meschede sein Fach einem breiten Publikum näherbringen. Etwa mit seiner Vorlesungsreihe „Physik für Großeltern“, die einen Bogen von der klassischen Mechanik bis zu Quanten-Algorithmen spannt. Sie startete 2022 und ist ein solcher Renner, dass sie nun in die Verlängerung geht.
Bald steht ein Ereignis an, das eine noch größere Bühne erhalten soll: 2025 feiert die Community das „Quanten-jahr“ (International Year of Quantum Science and Technology) und damit die historischen Durchbrüche ab 1925. Dieter Meschede gehört zur Jubiläums-Taskforce der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG). Geplant sind zum Beispiel spielerische Aktionen in Schulen, Kunst-Events, Vorträge und Debatten über eine mögliche zweite „Quantenrevolution“ in Wirtschaft und Gesellschaft.
Ein bisschen Show gehört für Dieter Meschede dazu, gerade wenn man junge Menschen für das Thema begeistern will. Auch die Quantentechnologie kämpft um Nachwuchs und verdient aus seiner Sicht mehr Beachtung in angrenzenden Fächern. In Nordrhein-Westfalen, wo sich Hochschulen und Unternehmen etwa im Netzwerk „EIN Quantum NRW“ zusammengetan haben, gehe das in eine gute Richtung, findet Dieter Meschede.
Was den Hype um Quantencomputing betrifft, dämpft der Experte die Erwartungen: „Die Technologie ist komplex, und bisher haben wir nur kleine Demonstratoren. Es wird noch wenigstens ein Jahrzehnt dauern, bis wir marktfähige Quantenrechner sehen.“
Zur Person
Prof. Dr. Dieter Meschede, geboren 1954 in Lathen (Emsland), lehrt und forscht seit 1994 an der Universität Bonn, heute als Senior-Professor. Zuvor war der Physiker unter anderem an der Universität Hannover, an der Yale University und am Max-Planck-Institut für Quantenoptik in Garching tätig. Meschede hat sich in seiner Laufbahn intensiv mit Quantenoptik, Quanteninformation und Präzisions-Spektroskopie beschäftigt. Er war Vorsitzender der Deutschen Physikalischen Gesellschaft und widmet sich als Mitglied nun vor allem der Wissenschaftskommunikation.