3 Fragen an Dr. Leonhard Urner – Stipendiat im Jungen Kolleg
Dr. Leonhard Urner ist Stipendiat des Jungen Kollegs und forscht an der Fakultät für Chemie und Chemische Biologie der TU Dortmund. Gemeinsam mit seinem Team konnte er nun einen großen Erfolg verzeichnen: „Angewandte Chemie“, das bedeutendste interdisziplinäre Chemiejournal der deutschen Wissenschaftslandschaft, veröffentlichte seine Forschungsergebnisse zur Chemie der Seifen auf die Überschreitung planetarer Grenzen. Diese Arbeit fand ihren Ursprung im disziplinübergreifenden Austausch vom Jungen Kolleg. Im Kurzinterview berichtet er von seiner Forschung und welchen Einfluss das Junge Kolleg hat.
Beschreiben Sie Ihre Forschung in drei Sätzen:
Das langfristige Ziel der Arbeitsgruppe von Dr. Leonhard H. Urner „Antibac“ ist die Entstehung von antibiotikaresistenten Bakterien besser verstehen, verhindern und behandeln zu können. In unserem Forschungsansatz hat das Wechselspiel zwischen Umwelteinflüssen und Bakterien auf die antibakterielle Wirkung von Medikamenten eine besondere Bedeutung. Unsere Methoden beruhen auf wissenschaftlichen Werkzeugen der organischen Chemie, supramolekularen Chemie, Mikrobiologie sowie disziplinübergreifender wissenschaftlicher Austausch.
Welche Rolle spielt der Austausch im Jungen Kolleg für Ihre Forschung?
Meine Publikation in „Angewandte Chemie“ hätte es ohne das Junge Kolleg wohl gar nicht gegeben. Manchmal kann es in der Wissenschaft passieren, dass die Sicht auf einen relevanten Kontext aufgrund fachüblicher Denk- und Handlungsmuster versperrt bleibt. Der disziplinübergreifende Austausch im Jungen Kolleg, welches hochkarätige Expertise aus allen Fachrichtungen und Kunstschaffende vereint, hat mir dagegen eine neue Perspektive eröffnet: So habe ich in den Diskussionen mit meinen Mit-Stipendiat*innen zum Thema Nachhaltigkeitstransformation das Konzept der planetaren Grenzen kennengelernt, und für mich festgestellt, dass wir in der Art wie wir forschen und arbeiten alle einen wichtigen Beitrag zu Nachhaltigkeit leisten können. Dadurch inspiriert hat sich dann mein Team „AntiBac“ an der TU Dortmund mit der konkreten Frage beschäftigt, wie sich Produktion, Verwendung und Entsorgung von Seife ganzheitlich auf die Ressourcen unserer Erde auswirken. Das Ergebnis unserer Analyse hat uns überrascht. Neben kritischen Herausforderungen in Bezug zur Herstellung von Seife und Klimawandel offenbarte unsere Studie die Ironie, dass Seife erzeugt wird, um menschliche Gesundheit zu fördern, während Anwendung und Entsorgung von Seife die menschliche Gesundheit gefährden können, z.B. durch die Förderung von Entzündungen oder antibiotikaresistenten Bakterien. Das Zusammenwirken vom Jungen Kolleg, der Nachhaltigkeitsinitiative Humboldtn und meinem Team „AntiBac" hat zu der Schlussfolgerung geführt, dass sichere Handlungsräume, welche die Menschheit für ihren Fortbestehen braucht, gesichert werden können, sofern zukünftige Bemühungen über die Etablierung von nachhaltiger Chemie, Ressourceneffizienz und Netto-Null-Emissionsziele hinaus gehen. Für die Chemie der Seife und weitere Forschungsgebiete liefert unsere publizierte Methode ein Werkzeug für eine Strategieanalyse bezüglich globaler Fragestellungen im Rahmen der Nachhaltigkeitstransformation.
Welche Bedeutung hat die Nachhaltigkeitsinitiative Humboldtn für Ihre Arbeit?
Humboldtn offenbarte sich als Richtungsgeber für Denkprozesse im Jungen Kolleg. Durch die Unterstützung von Humboldtn hat sich die Arbeit im Jungen Kolleg stark auf Nachhaltigkeit fokussiert, und uns letztendlich auch alle mit der Frage konfrontiert, wie Forschende verschiedenster Disziplinen und Kunstschaffende in Deutschland/NRW einen Beitrag für die Nachhaltigkeitstransformation leisten können. Die Strukturen im Jungen Kolleg und von Humboldtn ermöglichen es uns, frei über diese Themen nachzudenken, und regen durch den disziplinübergreifenden Austausch dazu an, neue Denkansätze in das eigene Tun zu integrieren. Unsere Veröffentlichung in „Angewandte Chemie" ist hierfür ein exzellentes Beispiel.