Novum Testamentum Graecum: Update auf das Neue Testament
Wer heute eine Bibel aufschlägt, hält nur eine von vielen historischen Versionen der „Heiligen Schrift“ in den Händen. Wissenschaftlich gesehen sind die gebräuchlichen Übersetzungen lediglich Mehrheitstexte, die sich im Laufe der Überlieferung durchgesetzt haben. Die griechische Erstfassung, niedergeschrieben im 1. Jahrhundert, kennt niemand. Das Projekt Novum Testamentum Graecum am Institut für neutestamentliche Textforschung (INTF) der Universität Münster will diesen Urtext in der Buchedition Editio Critica Maior (ECM) rekonstruieren. Die Vorarbeiten dazu begannen in den 1950er Jahren: Der Institutsgründer Kurt Aland reiste um die Welt und dokumentierte Tausende alte Handschriften. Heute besitzt das INTF das weltgrößte Mikrofilm-Archiv neutestamentlicher Quellen.
Zusätzliche Quellen auf Latein, Syrisch, Koptisch
„Das große Problem für die Forschung ist die Kontamination dieser Texte. Von den überlieferten Handschriften ist praktisch keine mit einer anderen identisch. Kopisten haben sich zum Beispiel nicht nur an einer Vorlage orientiert, sondern an mehreren“, erklärt der Projektleiter Professor Dr. Holger Strutwolf. Am Institut ist man stolz auf die selbstentwickelte computergestützte Methode, die es ermöglicht, Stammbäume der überlieferten Texte zu erstellen. Da nur wenige Handschriften aus Spätantike und Frühmittelalter erhalten sind, betrachtet das Projekt zusätzlich Bibelzitate alter literarischer und philosophischer Werke sowie zeitgenössische Übersetzungen, etwa ins Lateinische, Koptische und Syrische. Das gesamte Material soll am Ende der Editionsarbeit im Jahr 2030 online frei verfügbar sein. Auf der ECM-Plattform können Forschende das Analysetool auch für eigene Studien nutzen.
Projekt auf einen Blick
Beginn der Förderung | 2008 |
Projektleitung | Prof. Dr. Holger Strutwolf |
Standort | Institut für Neutestamentliche Textforschung / Universität Münster |
Website | www.uni-muenster.de/EvTheol/fakultaet/institute_seminare/arbeitsstellenovumtestamentumgraecum-editiocriticamaior.html |