Interview: Prof. Dr. Stephanie Fiedler beginnt Professur für Meteorologie an der Universität zu Köln
Im Januar 2021 sind Sie, damals noch als Juniorprofessorin in Köln tätig, in das Junge Kolleg der Akademie gewählt worden. Nun endet die Zeit als aktives Mitglied schon wieder, denn Ihre Professur für Meteorologie an der Universität wurde verstetigt – herzlichen Glückwunsch!
Im Jungen Kolleg liegt der Fokus auch auf dem interdisziplinären Austausch. Gab es Fachdisziplinen, mit denen Sie in einen besonderen Austausch treten konnten?
Aufgrund der Kürze der Zeit, die ich im Jungen Kolleg war und auch bedingt durch die Coronasituation fand der Austausch tatsächlich vor allem über die Arbeit in der AG Klima und ausschließlich digital statt. Es war sehr bereichernd, sich in der Arbeitsgruppe über das eigene Fachgebiet hinaus austauschen zu können. Im Austausch mit den anderen Kollegiaten konnte man auch sehen, wie viele in einer ähnlichen Lebenssituation sind und von den gleichen Themen bewegt sind.
Mit Meteorologie haben wir alle mehr oder weniger jeden Tag zumindest in Form des Wetterberichts zu tun. Ihr Fachgebiet ist die Energiemeteorologie? Was können wir darunter verstehen?
Energiemeteorolische Fragen spielen bei der Energiegewinnung aus Wind- und Sonnenenergie eine Rolle, wobei Wettervorhersagen bis hin zu Klimaprojektionen genutzt werden. Viele Prozesse sind dabei relevant — Strahlung, Atmosphärendynamik, all diese Themen werden behandelt. Einige aktuelle Modelle geben meteorologische Prozesse nicht perfekt wieder. Eine Frage, die wir untersuchen ist, was wir verbessern können. Ich beschäftige mich viel mit Sandstürmen: Wann kommen sie, wie entstehen sie, welchen Einfluss haben sie auf das Klima.
Wichtiger Bestandteil unserer Arbeiten sind Analysen von Modellsimulationen: Was passiert, wenn die zukünftige Energieversorgung mehr auf Wind beruht, wann kann es bei der Windenergieerzeugung brenzlig werden, wann müssen Warnungen ausgesprochen werden. Das ist wichtig um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Bei welchem Wetter kommt es zum Beispiel zu Dunkelflauten, in denen man nicht mehr genügend erneuerbare Energie erzeugen kann, um die Versorgung zu sichern?
Heute kann man Kraftwerke flexibel regulieren, bei Energie aus Wind und Sonne ist das nicht ganz so einfach.
Meteorologinnen gibt es nicht wie Sand am Meer. Wie sind Sie darauf gekommen, Wetter und Klima erforschen zu wollen?
Ich fand das Thema schon immer spannend. Schon als Kind hatte ich erste Berührungspunkte mit Wüsten – und als ich später einmal einen Sandsturm miterleben konnte, war klar, dass ich solche Phänomene besser verstehen will. Zudem war während meiner Schulzeit der Klimawandel bereits ein Thema – nicht so groß wie heute, aber auch das hat mich seitdem interessiert.
Sie haben unter anderem zu einer Abhängigkeit von Wetter und der Covid-Pandemie geforscht – konnten Sie Zusammenhänge feststellen?
Als wir aufgrund der Pandemie zuhause geblieben sind, ist die Luft sauberer geworden: Die Industrie wurde teilweise heruntergefahren, weniger Verkehr, weniger Treibhausgase … Man erwartet vielleicht, dass es einen positiven Effekt auf das Klima hatte.
Dazu haben wir Simulationen mit Klimamodellen durchgeführt und untersucht, ob die reduzierten Emissionen zu einem kühlenden Effekt führen. Das war nicht der Fall, denn Treibhausgase bleiben sehr lange in der Atmosphäre und wirken so über lange Zeit auf erwärmend auf die Erde. Wir konnten eher feststellen, dass die Temperatur leicht gestiegen ist. Das liegt daran, dass weniger Aerosole in der Atmosphäre waren, die sonst das Sonnenlicht zurück ins All streuen. Deswegen wurde es in den Simulationen etwas wärmer.
Das führt noch einmal drastisch vor Augen, wie groß das Problem des Klimawandels ist. Es reicht nicht aus, dass wir überspitzt gesagt ein Weile zuhause bleiben, um das Klima zu retten. Diese Erkenntnis kann man als weiteren Weckruf sehen.
Sie forschen vor allem auch zum Klimawandel. Gibt es globale Phänomene, die Sie gerade besonders beschäftigen?
In meiner Forschung sind unter Anderem Staub- oder Sandstürme eine großes Thema. Wir erforschen zum Beispiel Staub in Afrika sowie in Chile in der Atacama, der trockenste Wüste der Erde. Obwohl sie so trocken ist, entstehen Staubstürme dort erstaunlich selten. Warum das so ist und auch was wir für Staubaerosole mit einem sich verändernden Klima erwarten können, erforschen wir gerade als Teil eines großen, interdisziplinär arbeitenden Sonderforschungsbereich.